„Ach, Sie sind Zeitarbeiter? Das tut mir aber leid.“

Ein Kommentar von Matthias Majewski, weshalb Sie sich völlig zurecht auch mal zufrieden auf die Schulter klopfen dürfen.
(Quelle: http://www.ruhrstadt-modell.de/news/ach-sie-sind-zeitarbeiter-das-tut-mir-aber-leid)

Kennen Sie das auch? Sie sind oder waren Mitarbeiterin oder Mitarbeiter in einem Zeitarbeitsunternehmen und egal wem Sie davon berichten: Sie ernteten mitleidige Blicke und tröstende Worte. Bei Freunden, in der Familie, bei Nachbarn oder Bekannten. Da verspürt man doch spontan ein gänzlich unwohles Gefühl, nicht wahr? Vermutlich waren Sie davon sogar so irritiert, dass Sie es zukünftig vermieden zu erwähnen, dass Sie für ein Zeitarbeitsunternehmen arbeiten. Sie erzählten allen fortan nur noch ihre Tätigkeit und den Namen des Einsatzbetriebes, in dem Sie eingesetzt waren. Willkommen im Klub, denn damit sind Sie nicht allein. Vielen ging oder geht es so. Das berichteten uns, also dem Ruhrstadt Modelle.V., auch viele Zeitarbeitnehmer, die uns zu unseren kostenlosen Beratungsstunden für Zeitarbeiter besuchten. Aber warum eigentlich?

Manche tun gerade so, als hätten Sie eine ansteckende Krankheit, für die Sie bedauert werden müssen oder für die Sie sich sogar schämen müssten. Ich sage Ihnen, das ist Blödsinn. Machen Sie das auch einfach demnächst.

Fakt ist: Sie sind Leistungsträger!

Aber warum sind Sie Leistungsträger? Das kann man ganz einfach zusammenfassen: Sie erzählen nicht nur, dass Sie arbeiten wollen und auch flexibel sind. Sie tun es einfach. Sie stehen morgens auf, fahren zu Ihrem Job und erledigen ihn. Sie lernen in jedem Einsatz etwas Neues dazu, denn in jedem Betrieb arbeitet man anders. Und nicht nur das: Die dort beschäftigten Stammmitarbeiter lernen auch von Ihnen etwas, denn auch Sie zeigen ihnen neue Tricks und Kniffe, die Sie sich bereits anderswo angeeignet haben. Zudem verdienen Sie Ihre Brötchen selbst. Sie zahlen Steuern, in die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung, aber auch in die Arbeitslosenversicherung ein. Also in die Kasse, von denen manche lieber Geld beziehen, als beispielsweise in der Zeitarbeit selbst ihre Brötchen zu verdienen, obwohl sie es vielleicht sogar könnten, jedoch kategorisch und meist sehr geschickt ablehnen. Wofür sollten also ausgerechnet Sie sich schämen? Dafür, dass Sie selbst Ihren Lebensunterhalt für sich und – sofern vorhanden – auch Ihre Familie verdienen, eventuell auch dann, wenn es ursprünglich eigentlich nicht Ihr avisierter Traumjob war? Nein, denn Sie sind damit wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Durch Ihre Arbeit und natürlich auch Ihre zu tragenden Abgaben, leisten Sie einen wichtigen Beitrag. Auch für diejenigen, die keinen Job haben und somit auch von Ihren Beiträgen unterstützt werden. Sie zeigen wahre Solidarität. Nicht nur eine geheuchelte Solidarität. wie man sie leider nur allzu oft in nett klingenden Sonntagsreden hört. Nicht selten von Menschen, die ebenfalls von Ihren Abgaben leben. Politiker zum Beispiel. Sie hingegen leisten ebenfalls Ihren aktiven Beitrag. Auch oder gerade für diejenigen, die arbeiten wollen, aber aus verschiedensten Gründen nicht können. Zudem ist Ihr gezeigtes Engagement, auch mal den Sprung in eine hochflexible Branche zu wagen, hoch anzurechnen, denn erst diese Flexibilität und auch Fähigkeit, sich sehr schnell, produktiv und wertschöpfend in neue Projekte einzuarbeiten, ermöglicht es erst den meisten Betrieben so erfolgreich sein zu können und teils auch im globalen Wettbewerb vorn mit dabei sein zu können.

Sie merken also schon nach der Lektüre dieser wenigen Zeilen: Sie sind nicht zu bemitleiden, sondern man sollte Ihnen mit Achtung und Anerkennung begegnen. Anstatt „tröstender Worte“. sollte man Ihnen lieber stolz auf die Schulter klopfen, denn SIE SIND LEISTUNGSTRÄGER. Für sich selbst und auch für andere. Kein Opfer, das man bemitleiden muss, sondern ein MACHER. Jemand, der die Dinge einfach selbst in die Hand nimmt und nicht zu Hause rumsitzt und darauf wartet, dass ihm ein besseres Leben einfach so vom Himmel in den Schoß fällt. Was niemals passieren wird. Es sei denn, Sie haben mal richtig Glück beim Lottospielen. Obwohl… ich würde es Ihnen gönnen! Ein besseres Leben kann man sich ansonsten nur ehrlich und fleißig erarbeiten. So wie Sie es tun. Das falsche Mitleid Unwissender, die nicht wissen, was Sie eigentlich leisten, brauchen Sie also nicht. Und erst recht nicht von Leuten, die es tatsächlich besser wissen und dennoch falsch weitertragen. Vielleicht um nur ihren eigenen Vorteil daraus ziehen zu wollen. Sie können fortan selbstbewusst deren Unwissenheit bedauern. Und falls jemand von den Unwissenden derzeit selbst keinen Job haben sollte: Geben Sie ihm doch einfach die Telefonnummer Ihres Personaldisponenten. Dann kann er Ihnen nämlich beweisen, ob auch er ernsthaft Leistungsträger werden will oder immer noch darauf warten möchte, dass ihm jemand ein tolles Leben in Wohlstand einfach aus dem Zylinder zaubert.

Ihr
Matthias Majewski